Freitag, 20. Dezember 2013

Ein nicht alltäglicher Alltag


Jetzt melde ich mal wieder, nur diesmal aus meinem Alltag, auch wenn der ab morgen schon wieder pausieren wird.
Ich gebe euch hier ein kleines Update, was ich den eigentlich den lieben langen Tag so treibe.
Ja was wisst ihr überhaupt über meine Arbeit hier, gute Frage?
Da hat sich die letzten Monate auch ordentlich was getan, bzw. ich habe viel getan, dass sich was ändert. Wie so ein Prozess in diesem Land etwas länger dauert, hat es nach ca. 2 Monaten in meinem Projekt geklappt, jetzt kann ich das tun, was ich eigentlich wollte.
Meine chillige-nichts-zu-tun-haben Phase ist definitiv vorbei, Adieu Freizeit, Adieu Einkaufslisten, Adieu Langeweile, jetzt sieht es hier etwas anders aus.
Ich bin die Assistentin des Biologen hier vor Ort. Er ist spezialisierte
auf Säugetiere, im besonderen auf Wildkatzen. Man findet hier 5 von 6 Wildkatzen, von gesamt Costa Rica auf der Penisula de Osa.
Hier sind die netten Tierchen, mal schauen ob ihr welche erkennt. 

Nr1. Jaguar, Nr2 Puma, Nr3. Ocetolte, Nr4 Margay, Nr5 Jaguarundi


Der Job ist definitiv nichts für schwache Beine, denn alltägliche Wanderung bis zu 6 Stunden ist normal. Wir machen monatliches Track Monitoring, das heißt alle unsere Wanderwege ablaufen und nach Fußspuren suchen. Mittlerweile ist es schon nen Fluch den Kopf gar nicht mehr vom Boden wegzubekommen, denn ich suche jetzt schon im Unterbewusstsein immer nach den unterschiedlichsten Fußspuren. Da jedes Säugetier einen individuellen Fußabdruck hat, ist es mit ein wenig Training gar nicht mehr so schwer nur anhand des Abdrucks zu sagen welches Tier hier war. Auch hier ein kleines Beispiel, Ratespiel Nummer 2 ;)



Nr1. Jaguarundi, Nr2 Gürteltier, Nr3. Puma, Nr4. Wasseropossum

Weiter geht es mit dem Affenmonotoring. Wir gehen die Wege ab, diesmal den Kopf nach oben gerichtet und suchen nach Affen. Auf der Penisula de Osa findet man 4 Affenarten und die sieht man auch wirklich überall. Affen sind hier ungefähr so populär wie Tauben in der Stadt, ich hab mich schon an den alltäglichen Anblick gewöhnt.


Das nächste Aufgabenfeld ist das Flussmonotoring. Das heißt wir krackseln 2 mal im Monat die beiden großen Flüsse die wir hier haben, entlang des Flusslaufes nach oben. Nasse Schuhe, rutschige Steine und dreckige Hände sind unausschließbar. Unser Ziel dabei ist es Nutriafußspuren und Exkremente zu finden. Durchschnittliche Quote ist so 10 Fußspuren und 30 Kakahäufchen in 6 Stunden 6 Kilometer Flussaufwärts zu laufen. Bei jedem Fund tragen wir die Daten, so etwas wie Flussbreite, Flusstiefe, Anzahl, Zustand, Ort, Wald typ, Flussseite, Abstand zur Wasserlinie und Jps Punkt in ein Notizbuch.
Kleine Einblicke, damit ihr auch ja wisst wie Nutriakaka jetzt aussieht. Übrigens Nutrias sind eine Art Bieber, sie sind wichtig um zu wissen wie rein ein Gewässer ist.



All die Daten, auch von den anderen Beobachtungsrudnen müssen in eine große Datensammlung eintragen, also mache ich manchmal auch das.

Ein anderes großes Projekt ist das Camara-Trap-Network. Überall in unserem Gebiet bringen wir an bestimmten Stellen Kameras an. Das sind wasserdichte bewegungsmelderaktive Kameras, die mit Infarotlicht Fotos von den Tieren machen. So können wir wissen welche Tiere sich hier so herum treiben, besonders interessant für die Katzen.
Das heißt ich muss regelmäßig checken, ob sie noch funktionieren und die Batterien wechseln.
Hier mal einige Fotos die von unseren Kameras hier geschossen wurden-Ratespiel Nummer 3.







Nr1. Coati, Nr2 Waschbär. Nr3 Currasell, Nr4+5 Ocelote, Nr5. Puma 

Damit nicht nur wir wissen wie wichtig es ist Conservation in diesem Gebiert zu betreiben und wie viele Spezies schon bedroht sind, fahren wir 2-3 mal die Woche zu den umliegenden Ecolodges und halten einen Vortrag über unser Wilcatprogramm, was wir tuen und wie wichtig die ganze Angelegenheit ist. So erreichen wir viele Menschen, besonders Touristen und machen sie aufmerksam auf dieses Gebiet.
Die Präsentation dauert ca. 40 Minuten und ist meist auf Englisch, auch ich habe mittlerweile das Glück sie halten zu können und das auf Englisch. Mit Spanisch dauert es wohl noch ein wenig.
Höhepunkt eines ansträngenden Wandertages mit anschließender Rede abends, ist dass wir eingeladen werden in den Ecolodges zu Essen.
Alles in allem bin echt zufrieden mit den Aufgaben. Es macht mir wirklich Spaß so viel zu wandern, immer in der Natur zu sein und das Gefühl einfach mitten im Jungle nach Kakahäufchen zu suchen. Bei all den Wanderungen sehe ich die verschiedensten Tiere. Vor ca. 1 Woche habe ich meine erste Wildkatze gesehen, es war der Jaguarundi und leider nur der schnell verschwindenen Schwanz, aber egal es ist nen Anfang. Jaguarundis zu sehen ist sehr schwer. Mittlerweile kann ich Frösche und Echsen mit der Hand fangen und Stöcke mit nur einem Manchetenschlag aus dem Weg räumen.


Ja jetzt heißt es erstmal wieder für mich raus hier, ich werde 2 Wochen durch die Gegend reisen, nur ich habe noch keine Ahnung wo es hingehen wird, planen ist ja nicht so üblich in Costa Rica.
Also dann man bis denne.
Und schonmal schöne Weihnachten euch ;*

Sonntag, 8. Dezember 2013

Eine Woche Corcovado


So jetzt könnt auch ihr endlich erfahren, wie es mir in meiner Woche in Corcovado erging. Zusammengefasst kann ich jetzt schon sagen, es war eine wunderschöne Zeit an einem wunderschönen Ort.
Den Nationalpark Corcovado zu erreichen ist gar nicht mal so einfach, es gibt nur 3 Möglichkeiten. Entweder man wandert von einer Seite ein, man nimmt ein Boot von der anderen, oder man fliegt in einem 2-Manns-Flugzeug.
Da wir dort eine Wochen leben sollten und somit einen Haufen Kram, insbesondere Essen mitnehmen mussten, entschieden wir uns fürs Boot.
Wer ist wir, fragt ihr euch sicher, das ist Brigid, Juan (2 meiner netten Volunteerfreunde) und Juan Carlos, der Biologe meiner Organisation und Ich.
Also es ging los, erst mit dem Taxi 2 Stunden nach Puerto Jimenez, dort haben wir einen ganzen Einkaufswagen voll mit Essen und Gas gekauft. Mit vollgepacktem Auto ging es weiter nach Drake, der Ort von wo das Boot fährt. Nicht das ihr denkt es ist ein Boot was regelmäßig fährt, man muss vorher ankündigen dass man kommt.
Mit dem Boot ging es ca. 1 Stunde über den offenen Pazifik, zu einer der Stationen im Nationalpark. Letzten Endes ist es super der Umweg den wir gemacht haben, aber anders geht es nicht.
Diese Karte zeigt euch einmal ein wenig die Reise. Ich wohne dort wo der rote Fleck ist. Das Taxi zeigt die pinke Strecke, das Boot ist die Blaue. Der Rest folgt..



Also strandeten wir an einem Strand, wir 4, ein Haufen an Müllsäcken voll mit Rucksäcken, Essen und ca. 20 Holzplatten, bei prallendem Sonnenschein und nassen Sachen. Es ging los, Rucksäcke aufgeschnallt und möglichst viel anderes Zeug unter den Arm geklemmt, den Weg zu unser Unterkunft. Wir verbrachten diese Woche nicht in der Station, wo die Touristen hinkommen, sondern in einem kleinen schnuckeligen Häuschen hinter der Station. Das ist Gebiet der Universität von Costa Rica, da Juan Carlos für die arbeitet, hatten wir Zutritt dazu.
Unsere Wohnsituation sah also wie folgt aus; wir hatten eine Plattform mit einem Tisch, dort haben wir auf einer Gasplatte gekocht und gegessen, an der Decke hingen die ganze Zeit Fledermäuse. Unser Essen war größtenteils in Kisten verstaut, aber im kleinen Häuschen gab es auch ‘nen Kühlschrank.
Geschlafen haben wir auf einer anderen Plattform im Zelt. Eine Dusche und ein Klo gab es auch in einem extra Ort, aber das war das einfachste vom Einfachstem.
Fließend Wasser gab es bis auf 2 Tage immer, Licht nicht, also hieß es immer bei Kerzenschein Kochen.


Jetzt folgen die Aktivitäten, ich fasse das ein wenig zusammen, denn es ist zu viel im Detail.
An einem Tag haben wir uns mit Macheten ausgerüstet, erst mit einem Boot und dann zu Fuß auf den Weg gemacht. Aufgabe des Tages war es alte Wege zu erneuern, also alles was einem an Pflanzen in den Weg wächst nieder schlachten, den Weg mit JPs und Neon Band aufnehmen.
Eines unser größten Projekte war die Renovierung des kleinen süßen Häuschen im Wald.
Wir haben die alten Holzplatten herausgetreten, die Moskitonetzte erneuert, neue Holzplatten angenagelt und das Haus letzten Endes bemalt. Das war ein Erlebnis sage ich euch, das Haus ist das reinste Puzzle jetzt. Wenn Bretter morsch waren, wurden sie einfach umgedreht und dann mit viel Farbe übermalt. Falls eine Platte zu klein oder zu groß oder verrutsch war, egal wurde trotzdem angenagelt. Wenn es nicht gehalten hat, wurden so viele Nägel verwendet bis es letzten Endes nicht mehr abfiel. Nachdem wir schon das ganze alte Holz herausgebrochen hatten, viel uns auf, dass wir gar nicht genügend Holz haben. Also musste das Innenleben des Häuschen, ein Regal und ein Bett herhalten und wurde für die Außenwand verwendet. Letzten Endes kann sich das Huas sehen lassen, auch wenn wir nur die Hälfte erneuert und angemalt haben.




Unsere Nachmittage haben wir mit der Erkunden des wunderschönen Regenwaldes verbracht. Wir sind zu den Flüssen gelaufen, waren schwimmen, haben die schönsten Sonnenuntergänge meines Lebens gesehen und versucht so viele Tiere wie möglich zu sehen.
Hier kommt einfach mal eine Reihe an Bildern, denn beschreiben kann ich was ich da gesehen habe nur schwer.

















 Etwas unerwartet überraschte uns die unerfreuliche Nachricht, dass Juan ab dem zweiten Tag super krank wurde. Ich habe echt noch nie jemanden so eingenommen vom Fieber gesehen. Er sagt selbst dass er teilweise schon halluziniert hat. Corcovado ist definitiv nicht der passende Ort um krank zu werden, denn es gibt weit und Breit nichts.
Er sollte ursprünglich am 3 Tag mit dem Flugzeug nach Puerto Jimenez fliegen und dann ins Krankenhaus, doch leider hat sich der Pilot wohl an dem Tag gedacht, es ist nicht nötig zu kommen. Völlig ausgelaucht musste sich der arme Juan, dann mit dem Boot auf die Rückreise machen, in Drake sollte der Krankenwagen ihn abholen. Da er diese Reise alleine nicht überlebt hätte, ist Brigid mit ihm gegangen, also blieben nur noch 2 zurück.

Unser Reise zurück war etwas anders angedacht als der Hinweg. Wir sind aus dem Nationalpark herausgewandert (orangene Strecke). Insgesamt ist das eine Strecke von fast 20 km, am Strand entlang, durch den Wald, durch die Berge, über Flüsse und Felsen. Das alles mit einem ca. 10 kg schweren Rucksack und bei 35 Grad in der Sonne.
Das deine Füße irgendwann nass sind, oder dass der Schweiz dir einfach nur so herunter läuft, interessiert dich irgendwann nicht mehr, denn das Einzige worauf du dich konzentrierst ist weiter zu laufen. Diese Wanderung war zwar die schwerste und längste die ich je gemacht habe, aber definitiv die schönste. Nach ungefähr 30 min dachte ich, dass schaffe ich nie, aber meine Füße haben mich einfach weiter getragen. Wir durchzogen die schönsten Regionen, ganz Corcovado zusammengefasst.
Nach 8 Stunden wandern, erreichten wir Carate, von dort ging es mit dem Colectivo zurück zu unserem Stück Wald.







Ich weiß nicht wieso, aber dieser Ort hat in mir was ausgelöst, ich habe mich so zuhause gefühlt, obwohl die Lebensumstände wirklich die einfachsten waren, unter denen ich je gelebt habe. Einfach alles hat zusammen gepasst und ich habe die Zeit wirklich genossen.


Achja und ich hab nen neues Wasserzeichen, dachte irgendwie muss ich meine Bilder ja mal namendlich machen und wenn schon, dann auch irgendwie besonders, hoffe ihr mögt es.